Schüler*innen, die mit ganz unterschiedlichen Talenten begabt sind, werden durch die Vereinheitlichung der Bildungswege und -inhalte zu einem einseitig normangepassten, funktionierenden Typus geprägt. In einer pluralistischen Gesellschaft mit hohen Anforderungen an ihre Mitglieder, mobil, zukunftsfähig, hochqualifiziert und anpassungsbereit für Veränderungen zu sein, muss es Ziel schulischer Bildung sein, Schüler*innen dahingehend zu befähigen, selbstständig und selbstgesteuert zu lernen."
Die Kultusministerkonferenz (KMK) ist verantwortlich für die Qualitätsstandards der Bildungsabschlüsse in Deutschland. Sie meint dies zu gewährleisten durch formale Angleichung und schafft dadurch wenig Raum für Innovation. Dies ist aus unserer Sicht letztlich nicht zielführend für den Bildungsstandort Deutschland. Wir fordern eine KMK, die durch agile Strukturen Zukunftsfähigkeit von Bildung ermöglicht."
Viele wichtige Bildungsentscheidungen finden hinter verschlossenen Türen statt, meist ohne Beteiligungsmöglichkeit der Betroffenen. Wir fordern die Schaffung eines Forums zur öffentlichen Diskussion von Schule und Bildung unter Teilnahme aller gesellschaftlicher Gruppen, insbesondere Schüler*innen, Eltern und Lehrer*innen sowie Vertreter*innen aus Wissenschaft und Politik. Dort sollen gemeinsam zukunftsweisende Konzepte entwickelt werden."
Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit zu gewährleisten, ist ein wichtiges Ziel für alle Wege zum Abitur. Im Bestreben der KMK nach Vereinheitlichung aller Elemente der Qualifikationsphase besteht die Gefahr, durch das Einfordern normierten Schülerverhaltens effektivere individuelle Bildungswege zu blockieren. Daher fordern wir mehr Flexibilisierung in der Qualifikationsphase, in der Leistungen nicht zwingend innerhalb eines starren zeitlichen und strukturellen Rahmens erbracht werden müssen. Diese Prüfungsleistungen sollten vielmehr entsprechend des persönlichen Vermögens abgeleistet werden können: auch zeitlich verkürzt oder gestreckt, modular sowie mit der Möglichkeit, einzelne Prüfungen zu wiederholen."
In der von der KMK beabsichtigten Neuordnung der Qualifikationsphase werden zentrale Bildungsziele wie Persönlichkeitsentwicklung, Charakterbildung, interessengeleitetes Lernen und Umgang mit Heterogenität zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Wir fordern, Rahmenbedingungen für Oberstufenschüler*innen zu schaffen, dass sie ihre Interessen und Begabungen entfalten können, zum Beispiel in flexiblen Zeitstrukturen."
Förderung von Individualität und der „Blick über den fachlichen Tellerrand“ findet häufig in der Sekundarstufe I statt, viel zu selten aber in der Qualifikationsphase der gymnasialen Oberstufe. Projekthaftes und fächerverbindendes Lernen ist hier die Ausnahme. Was nicht regelmäßig geschieht, geschieht in der Regel mäßig. Die Implementierung fächerverbindender Projekte in der Einführungs- und Qualifikationsphase muss deshalb im schulischen Alltag verankert, durch curriculare Vorgaben gefördert und mit Relevanz für die Notengebung sowie die Erfüllung des Bildungsplans gewürdigt werden. Dementsprechend muss sich auch eine Prüfungskultur jenseits der üblichen Klausuren etablieren können."
Kein Bereich der Schule ist so sehr von Regelungen eingeengt wie die Qualifikationsphase der Oberstufe. Wir fordern Freiraum für Schulleitungen und Lehrkräfte mit Schüler*innen gemeinsam Schule und Unterricht neu zu denken, auf Herausforderungen zu reagieren und Bildung zukunftsfähig zu gestalten."